Betriebliche Krankheitskosten

Dr. med. Jürgen M. Jancik

  • Krankheit und gesundheitliche Risiken der Mitarbeiter sind Kostenrisiken für Betriebe und Organisationen.
  • Betriebliche Krankheitskosten variieren in einem breiten Korridor zwischen etwa 2% und 20% der Lohnsumme (Personalkosten).
  • Betriebliche Krankheitskosten sind direkt mit der Dauer von Krankheit (Arbeitsunfähigkeit) und mit dem teilweise resultierenden Leistungswandel verbunden.
  • Betriebliche Krankheitskosten und das korrespondierende Kostenrisiko entstehen immer individuell bei den einzelnen Mitarbeitern, sind dem direkten Zugriff durch Arbeitgeber entzogen, aber durchaus in erheblichem Umfang beeinflussbar.
  • Derzeit bestehen noch keine etablierten Verfahren, die nachvollziehbare und belastbare Kennzahlen zu betrieblichen Krankheitskosten sowie zur Wirksamkeit und zur Wirtschaftlichkeit von Gesundheitsmanagement, betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention liefern.
      • Aber auch hier gilt:

        What you can't measure you can't manage.
         
        What you can't measure you can't improve.

    Im betrieblichen Gesundheitsmanagement kann ein zielführendes Agieren zum Minimieren betrieblicher Krankheitskosten sowie der korrespondierenden Kostenrisiken nur auf der Basis valider Kennzahlen erfolgen. Belastbare, valide Kennzahlen für die betrieblichen Krankheitskosten und für deren Veränderung sind die Basis für die Risikoabschätzung und damit für jegliches zielführende Agieren zum Minimieren der betrieblichen Krankheitskosten

    Die Kennzahlen für die Krankheitskosten betreffen die Zeit, in der die Arbeitsleistung der Mitarbeiter ausfällt sowie die zu diesem Ausfall der Arbeitsleistung korrespondierenden indirekten Kosten. Hinzu kommen die Kosten für die Anpassung der Arbeitsaufgaben und Arbeitsplätze und auch der Belegschaftsstruktur an veränderte Leistungsbilder. Auch die Zeit für die Rehabilitation und Wiedereingliederung beeinflusst die betrieblichen Krankheitskosten.

    Die Kennzahlen für die Risikoabschätzung der betrieblichen Krankheitskosten betreffen die epidemiologisch begründeten Krankheitsrisiken in Korrespondenz zu der soziodemografischen Struktur des Betriebes sowie den unterschiedlichen Leistungsanforderungen und Arbeitsumfeldern. Hier findet das arbeitsmedizinische Belastungs/Beanspruchungskonzept Eingang in die Risikoabschätzung.

    Der üblicherweise ermittelte “Krankenstand” bezeichnet das Verhältnis von krankheitsbedingtem Arbeitsausfall zur Sollarbeitszeit und wird sehr unterschiedlich hinsichtlich Methode und Bezugsgrößen erhoben. Der Krankenstand ist eine sensible Bezugsgröße für Veränderungen im aktuellen Krankheitsgeschehen aber eine unspezifische Bezugsgröße für die effektive Höhe betrieblicher Krankheitskosten. Das Verhältnis der aufsummierten Lohnfortzahlungen zur Lohnsumme gibt beispielsweise einen besseren Hinweis auf die effektiven betrieblichen Krankheitskosten.

    Die direkten Krankheitskosten, die Kosten für die Behandlung, werden durch die Krankenkassen und die Unfallversicherungen als Risiko über alle Versicherten sowie die Betriebe und Organisationen gestreut; hier gibt es kaum merkbare risikobezogene, an den Schadensverläufen orientierte Kostenregelungen (Arbeitgeberanteile an den Beiträgen zur Sozialversicherung).

    In den Betrieben und Organisationen entstehen die merkbaren Krankheitskosten direkt durch die Entgeltfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit sowie indirekt durch den teilweisen oder auch vollständigen Wegfall der Produktivität, durch den Kompetenzverlust und gegebenenfalls auch durch nicht realisierte Umsätze.

    Betriebliche Krankheitskosten können mit Kennzahlen näherungsweise in ihrer Größenordnung bestimmt werden; zur vergleichenden Bewertung der Krankheitskosten im zeitlichen Verlauf oder in unterschiedlichen Betriebsteilen oder Betrieben ist ein Strauß von Kennzahlen nötig; die unterschiedlichen soziodemografischen Gegebenheiten, Leistungsanforderungen und Arbeitsumfelder müssen in Vergleiche einfließen, wenn belastbare Aussagen gefordert sind.

    Die Leistungsbilder der Mitarbeiter und die Leistungsanforderungen an die Mitarbeiter stehen sich in einem dynamisch Geschehen gegenüber und in den korrespondierenden Krankheitsgeschehen zeigen sich spezifische Verteilungsmuster bei den betrieblichen Krankheitskosten. Valide Kennzahlen müssen zu diesen dynamischen Veränderungen korrespondieren und diese Veränderungen abbilden. Nur über angepasste Kennzahlen zu den betrieblichen Krankheitskosten kann die Prozess- und Ergebnisqualität im betrieblichen Gesundheitsmanagement (vergleichend) beurteilt werden.

     

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